Vor wenigen Wochen jährte sich der Tod unseres brasilianischen Freundes Herbert Schlindwein zum 20. Mal. Am 11. März 2023 hätte er seinen 90. Geburtstag feiern können. Die BSG möchte mit diesem Beitrag posthum die Verdienste des leidenschaftlichen Heimatfreundes und Motors der ersten deutsch-brasilianischen Beziehungen würdigen.
Nach ersten Kontakten nach dem 2. Weltkrieg trat Ende der fünfziger Jahre der damals Mittzwanziger Herbert Schlindwein durch Briefkontakte und ab 1973 durch Besuche mit der alten Heimat seiner Vorfahren in Verbindung. Dass Herbert als Amateurfunker schon ab 1967 mit dem interessierten Karlsdorfer Manfred Völker eine enge Funkverbindung eingehen konnte, war ein Glücksfall. Statt per mühsamer, zeitraubender Post konnten nun tagesaktuelle Informationen ausgetauscht und die Verbindung Brusque / Guabiruba mit Karlsdorf deutlich belebt werden. Herbert Schlindwein kann ohne jede Übertreibung als wichtigster Motor der sich bald ausweitenden engen deutsch-brasilianischen Beziehungen angesehen werden. Nach Gründung des Heimatvereins 1980, dessen Mitglied Herbert Schlindwein schon 1983 wurde, intensivierten sich die gegenseitigen Kontakte und Aktionen über den Atlantik.
Bei seinen Deutschlandbesuchen initiierte der brasilianische Handelsvertreter 1975 die erste Brasilienreise des Ehepaares Raimund und Maria Riffel und 1987 des Heimatvereins Karlsdorf in die brasilianischen Auswanderungsgebiete. Herbert fungierte dabei jeweils als überzeugender Reiseleiter und nahm, auch nach seiner Erkrankung in seinen letzten Lebensjahren, noch regen Anteil an allem, was die inzwischen gewachsenen Verbindungen und Freundschaften zwischen seiner alten und neuen Heimat anging. Die Gründung der BSG (2007) und die Städtepartnerschaft zwischen Karlsdorf-Neuthard und seiner Geburtsstadt Guabiruba (2010), die auf wesentlicher Vorarbeit Herberts gründete, durfte der leidenschaftliche Heimatfreund leider nicht mehr erleben.
Die Beerdigung des am 3. Februar 2003 kurz vor Vollendung seines 70. Lebensjahres in Brusque verstorbenen Herbert Schlindwein fand – wie in Brasilien üblich – schon einen Tag nach seinem Tod statt, sodass ihm aus Deutschland niemand die letzte Ehre erweisen konnte. Blumengrüße des Heimatvereines und seiner Karlsdorfer Freunde waren jedoch Beweis für Herberts Beliebtheit und die große Anteilnahme in „seinem“ Karlsdorf.
links: Herbert am Brunnen in Karlsdorf, rechts: Herbert vor seinem Funkgerät