06.08.2007 – Wieder einmal stattete eine Delegation aus Brasilien unserer Doppelgemeinde einen Besuch ab. Das Präsidiumsmitglied der Badisch-Südbrasilianischen Gesellschaft Pedro Schmitt – gleichzeitig Firmenchef der 200 Mitarbeiter zählenden Firma „acopecas“ in Guabiruba – weilte mit seiner Frau Ivanja zum wiederholten Male in Deutschland und besuchte dabei auch seine Karlsdorfer Gastgeberfamilie Weschenfelder. Sein Firmenteilhaber Valdir Riffel mit Frau Renate und Tochter Monika nutzten ihren Besuch bei der Verwandtschaft im pfälzischen Roxheim ebenfalls zu einigen Abstechern in die Hardtgemeinde.
Das Interesse der beiden mit Karlsdorf-Neuthard eng vertrauten Auswanderernachkommen galt dabei verschiedenen Zielen. Gemeinsam ließen sie sich von der Festmeile des Karlsdorfer Straßenfestes in den Bann ziehen und trafen neben vielen Freunden und Bekannten erstmals auch mit Sven Weigt, dem neuen Bürgermeister unserer Gemeinde, zu einer Aussprache und einem gemeinsamen und gleichzeitig informativen Mittagessen zusammen.
von links: Valdir Riffel, Bgm. Sven Weigt, Pedro Schmitt
Da Valdir Riffel aus Guabiruba seine väterlichen Wurzeln zwar in Karlsdorf hat und diesen Ortsteil inzwischen auch bestens kennt, legte er bei diesem Besuch mit seiner Ehefrau einen besonderen Schwerpunkt auf Neuthard, denn von hier stammen zwei Großmütter ab. Es lag ihm deshalb am Herzen, nun auch deren Heimatgemeinde besser kennen zu lernen.
Neutharder Mitglieder der BSG und die Familienforscherin Edith Dres von der Heimatforschung Neuthard ließen es sich nicht nehmen, ihren Heimatort vorzustellen. Nach einer kleinen Kletterpartie gestattete der Blick vom imposanten Kirchturm einen ersten Überblick über den heute etwa 3.800 Einwohner zählenden Ortsteil. Es folgte eine sachkundige Führung durch das Kircheninnere. Jürgen Schmitt konnte dabei mit vielen Daten und Fakten zur Kirchengeschichte aufwarten. Auf dem anschließenden Rundweg durch den Ort war die „Alte Zigarrenfabrik“ weitere interessante Zwischenstation. Das Hauptaugenmerk galt dabei zweifellos der ausgezeichnet aufbereiteten Auswanderer-Ausstellung.
Frau Dres erläuterte sachkundig die einzelnen Stammbäume und bald entdeckte man auch die Vorfahren Valdir Riffels. Berta Münch (Neutharder Familienbuch Nr. 1287) war 19-jährig im Jahre 1860 mit ihrer Familie nach Brasilien ausgewandert und hatte sich in der neuen Heimat mit dem Karlsdorfer Adam Riffel verehelicht. 1867 war dann die Familie Wilhelm Schwarz (Neuth. FB Nr. 1691) mit der siebenjährigen Tochter Viktoria – einer anderen Ahnin Valdirs – gefolgt. Eine Kopie ihrer Sterbeurkunde findet sich im Neutharder Museum. Interessant war für die Gäste, dass seinerzeit die beiden Brüder von Wilhelm Schwarz nicht mit nach Brasilien, sondern in die USA auswanderten. Übrigens: Auch der Neutharder Familienname Storck und die Karlsdorfer Schlindweins sind unter Riffels Vorfahren zu finden.
Auf dem Neutharder Friedhof traf man sich schließlich mit der Familie Pedro Schmitt und konnte über die zahllosen, den Brasilianern aus ihrer Heimat Guabiruba bestens bekannten Familiennamen Baumgärtner, Schäfer, Heneka, Bohn oder Kistner staunen. Die Neutharder Gastgeber freuten sich sehr, dass fast 150 Jahre nach der Auswanderung die Kontakte zu den Nachkommen immer intensiver werden, zumal zwar die Schrift ein kleines Hindernis bildet, aber keinesfalls die Sprache im altbadischen Dialekt.
Die brasilianischen Gäste im Neutharder Friedhof
Die BSG dankt Frau Dres für den Großteil dieses Textes und Fr. Storck bzw. Fr. Ebert für die Fotos.