stattliches Archiv
Stattliches Archiv
Gerade hat Bundeskanzlerin Merkel beim Staatsbesuch in Brasilien
bestätigt, die kulturelle Zusammenarbeit weiter zu vertiefen. Die
Wurzeln dieser gemeinsamen Kultur haben die Forscher der BSG in den
letzten Jahren verfolgt: Alois Riffel und Lothar Wieser haben in den
Ressorts Auswanderer/Auswandererfamilien nicht nur die Hintergründe der
Auswanderungswelle beleuchtet, sondern auch ein stattliches
Personenarchiv erstellt. Anhand von Registern, Akten und Passagierlisten
wurden knapp 1900 badische Auswanderer vom Schwarzwald bis zum Odenwald
erfasst, die sich vor allem in den Südbrasilien niedergelassen hatten.
Soweit nachvollziehbar wurde der jeweilige Familienbaum in der alten
Heimat nachverfolgt sowie auch die Nachkommen in Brasilien, wodurch in
der Datenbank nun rund 6200 Namen erfasst sind. "Insgesamt geht man von
4000 badischen Auswandern aus" sagt Lothar Wieser, der mit seinem Buch
"Das hiesige Land gleicht einem Paradies – Auswanderung von Baden nach
Brasilien im 19. Jahrhundert" im letzten Jahr Maßstäbe setzte zu einem
Thema, das in der Literatur bisher wenig vertreten war. Wenn man diese
4000 Personen mitsamt ihren Vor- und Nachfahren erfassen möchte, kommt
man auf rund 20.000 Personen – die Arbeit wird also auf absehbare Zeit
nicht ausgehen. Dabei gleicht die Vorgehensweise meist mehr einem
Puzzle, erschwerend kommen abweichende Schreibweisen von Namen hinzu.
"Zum Glück sind die Forscher untereinander via Internet sehr
tauschfreudig", sagt Wieser. Oft gehen bei der BSG auch Anfragen von
Brasilianern mit badischen Vorfahren ein, die ihre Linie zurückverfolgen
wollen, manche erhoffen sich auch eine deutsche Staatsbürgerschaft,
wobei der Verein an Grenzen stößt. "Wer sich nach der Auswanderung nicht
in die Reichsmatrikel eintragen ließ, galt zunächst als staatenlos",
sagt der promovierte Historiker Wieser. Nach der viermonatigen
Schiffsreise hatten die meisten Ankömmlinge im fremden Land andere
Sorgen, heute sind sie natürlich Brasilianer.
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