Badisch-Südbrasilianische Gesellschaft
 

 

Wanderausstellung in Östringen



Östringen - 04.12.2010 Eine zehnteilige Ausstellung der Badisch-Südbrasilianischen Gesellschaft vermittelt derzeit in Östringen vielfältige Informationen zu den Hintergründen und den verschiedenen Perioden der badischen Auswanderung nach Südbrasilien im 19. Jahrhundert. Illustriert mit zahlreichen Bildern, kartographischen Darstellungen und zeitgenössischen Textdokumenten befasst sich die im Foyer des Rathauses aufgebaute Schau zunächst ausführlich mit den Motiven der Auswanderer, ihre angestammte Heimat zu verlassen, um in der Neuen Welt ihr Glück zu versuchen. Bittere Armut, Arbeitslosigkeit und wirtschaftlicher Niedergang, mitunter aber auch die pure Abenteuerlust führten schon ab 1824 zu einer ersten Reisewelle. Vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als die Verhältnisse in Nordamerika in den Wirren des Bürgerkriegs zunehmend unsicherer wurden, galten die weiten Landstriche im Süden des brasilianischen Kaiserreichs mit ihren ertragsstarken Böden dabei als verlockende Alternative zum Nordteil des Doppelkontinents.Bei der Eröffnung der Östringer Ausstellung zeichnete der Mannheimer Historiker und Migrationsforscher Lothar Wieser ein facettenreiches Bild der damaligen Situation der Menschen, die sich vorwiegend in den Provinzen Rio Grande do Sul, Santa Catarina und Parana ansiedelten und mit dem vertragsgemäß zugewiesenen Stück Land sowie der Erstausstattung an Werkzeug und Saatgut eine neue Existenz aufzubauen suchten. Bürgermeister Walter Muth und Vizepräsident Robert Straub von der Badisch-Südbrasilianischen Gesellschaft stellten in ihren Redebeiträgen zum Auftakt der Ausstellung heraus, dass sich seinerzeit nahezu aus jeder Gemeinde des früheren Landkreises Bruchsal Auswandererfamilien auf den langen Weg nach Brasilien machten. Der Östringer Museumsleiter Heribert Oestrich, der die Wanderausstellung mit Dokumenten aus den Archiven des örtlichen Heimatmuseums wirkungsvoll ergänzt hat, nannte in diesem Zusammenhang unter anderem die Odenheimer Familien Michael Köstel, Jakob Streckfuß, Anton Wacker und Nikolaus Schneider. Mit Maximilian Eisig stammte sogar eine Schlüsselfigur der Auswanderungsbewegung aus Östringen, wie Oestrich belegen konnte. Als konzessionierter Agent war der jüdische Kaufmann im Auftrag der wichtigsten Schifffahrtslinien deutschlandweit mit der Vorbereitung und Organisation der Reise von tausenden Auswanderern befasst, deren Leben damit eine entscheidende neue Wendung nahm. Die Ausstellung im Erdgeschoss des Östringer Rathauses ist dort noch bis zum Jahresende während der üblichen Öffnungszeiten der Stadtverwaltung zu sehen.


 


 


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