Badisch-Südbrasilianische Gesellschaft
 

 

Brasilienrundreise 2010

Eine von der BSG organisierte Rundreise zu renommierten Reisezielen absolvierten sechs, später acht Teilnehmer aus Karlsdorf-Neuthard. Der Chef des brasilianischen Reiseunternehmens Brucatur, Rubens Kormann, begleitete mit seiner Frau Berta die deutsche Reisegruppe persönlich. Er sorgte durch seine Sprach- und Sachkenntnis für die Teilnehmer für eine völlig stressfreie Rundreise. Das faszinierende Rio de Janeiro war Startpunkt der knapp zweiwöchigen Reise. Corcovado, Zuckerhut, viele malerische und reizvolle Winkel der Stadt und der praktisch vor der Haustür liegende berühmte Strand Copacabana zogen die Besucher in ihren Bann.


 

 

Ouro Preto, das Ziel der nächsten Tage, präsentierte sich nach abenteuerlicher Busfahrt als Weltkulturerbe von einer ganz anderen Seite als das mondäne Rio. In dieser durch riesige Goldvorkommen ehemals reichsten Stadt Amerikas kommen die portugiesischen Einflüsse und die Kunst des 18. und 19. Jahrhunderts noch voll zur Geltung. Das baugeschichtliche Kleinod mit seinen malerischen, gefährlich steilen Straßen und Gassen bietet als altes Zentrum des brasilianischen Gold- und Edelsteinhandels alle Facetten früherer barocker Pracht und modernen Kunstgewerbes. Einen erneut radikalen Szenenwechsel bot Bonito. Die kleine Stadt im Pantanal, dem riesigen Feuchtbiotop und Welterbe der UNESCO, bezauberte zunächst durch eine geradezu greifbare Touristenfreundlichkeit. Reisehöhepunkte waren ohne Zweifel der Besuch der imponierend naturbelassenen Blauen Grotte und vor allem das eineinhalbstündige Schnorchelschwimmen im fisch- und artenreichen Rio Sucuri. Das Dahingleiten im traumhaft klaren Wasser des kleinen Flusses inmitten zahlreicher, auch meterlanger Fische war ein Abenteuer besonderer Art. Im Pantanal lag dann auch das zweite Ziel Campo Grande. Das weitabgelegene Parkhotel Passo do Lontra war Ausgangspunkt zweier Flussfahrten mit vorwiegend ornithologischen Höhepunkten. Aber auch Kaimane und Wasserschweine waren teilweise fast zum Greifen nahe.
 
Foz do Iguaçu mit den schönsten Wasserfällen der Welt war nächste Station der mittlerweile vergrößerten Reisegruppe. Fantastische Wasserkaskaden in vielen hundert Einzelfällen im riesigen Hufeisen des Teufelsschlundes, das laute Tosen der Wassermassen, die auf die Fußstege niedergehende Gischt – wie klein kommt sich der Mensch angesichts dieses Naturwunders vor. Ein langer Flug über Sao Paulo brachte die Gruppe nach Florianópolis. Von Antonio Pedro Schlindwein und Dr. Sandro Schlindwein bestens betreut, wurden die Sehenswürdigkeiten der hauptsächlich auf der Insel Santa Catarina liegenden Landeshauptstadt erkundet und bei Abstechern zu idyllischen Buchten und Lagunen herrliche Fischgerichte genossen. Auf Einladung unseres brasilianischen Freundes Pedro Schmitt folgte die Gruppe in sein Urlaubsdomizil am Strand von Itapema. Von Gastgeber Pedro und seiner Frau Ivania verwöhnt konnte man nicht nur die Umgebung näher kennenlernen, sondern am Abend des 31. Oktober auch das durch das elektronische Wahlverfahren verblüffend früh feststehende Wahlergebnis der brasilianischen Präsidentschaftswahlen mit verfolgen. Am 1. November ging es im bequemen Bus nach Brusque und Guabiruba zu den jeweils privaten Gastgebern.
 
Gedenkstein am Karlsdorf-Platz
 
Die in Guabiruba bzw. Brusque untergebrachte Reisegruppe sowie die privat angereisten BSG-Mitglieder wurden bei allen Veranstaltungen als Teil der von BSG-Präsident Egon Klefenz geleiteten offiziellen Delegation behandelt. Die aus Markgräfin Valerie und Markgraf Max von Baden, MdB Olav Gutting, Landrat Schnaudiegel, OB Petzold-Schick (Bruchsal), OB Müller (Lahr), Bgm. Weigt (Karlsdorf-Neuthard), Bgm. Ackermann (Hambrücken) und dem Pressevertreter Of bestehende Delegation kam am 2. November an. Der abendliche Empfang und das Churrasco-Essen bei Helio Habitzreuter war eine erste Einstimmung auf die grandiose brasilianische Gastfreundschaft.


 

 

Am folgenden Tag brachte die Übergabe des Gedenksteins am Karlsdorf-Platz den ersten offiziellen Höhepunkt. Der übermannshohe Gedenkstein wurde von der Stadt Brusque gespendet: zwei von einem Band umschlungene Säulen symbolisieren Baden und Brasilien als alte und neue Heimat der Imigranten und die bis heute bestehende enge Verbindung der Menschen. Die dazugehörige Gedenktafel - gestiftet von den beiden Gesellschaften BSG und ACIC - erinnert zweisprachig an die badischen Einwanderer, vorwiegend aus der Region Bruchsal. Der kurze Text: „Zur Erinnerung an die deutschen Einwanderer aus Baden, die vor 150 Jahren diese Region besiedelten. Im November 2010. Für die BSG Egon Klefenz, Präsident. Für die ACIC Valdir Riffel, Präsident“


 

 


 
BSG in Brasilien - Ehrungen
 
Am Mittwochabend der Festwoche hatte die ACIC (brasilianische Schwestergesellschaft zur BSG) zur offiziellen Feiereröffnung nach Brusque eingeladen. Der aus Karlsdorf-Neuthard abstammende Valdir Riffel war der herausragende Akteur der Besuchstage. Als Präsident der gastgebenden ACIC wie auch als exzellenter Übersetzer überzeugte der bescheidene Unternehmer durch Organisationsgeschick, hohe Sach- und Fachkenntnis und insbesondere durch sein persönliches Auftreten. Im Mittelpunkt der abendlichen Ehrungen standen zwei Personen: Der Guabirubenser Pedro Schmitt und der Karlsdorfer Manfred Völker. Bürgermeister Sven Weigt übernahm die Laudatio zur Verleihung des Karlsdorf-Neutharder Ehrenzeichens für Pedro Schmitt. Der 59-jährige erfolgreiche Unternehmer habe nun schon über Jahrzehnte wie kaum ein anderer die positive Entwicklung der deutsch-brasilianischen Beziehungen und den Ausbau persönlicher Kontakte geprägt und gefördert. (Ein Foto und ein ausführlicher Bericht wurden schon am 26.11. in diesem Blatt veröffentlicht). Der gefühlsbetonte Dank von Pedro in badischer Mundart bewies die enge und tiefe Verbundenheit des Brasilianers mit der Heimat seiner Vorfahren und vielen heutigen Karlsdorf-Neuthardern. Als eigentliche Begründer der mittlerweile auf breiter Basis bestehenden deutsch-brasilianischen Beziehungen wurden die beiden Funkamateure Herbert Schlindwein (Brusque) und Manfred Völker (Karlsdorf) durch ACIC-Präsident Valdir Riffel gewürdigt. Sie hielten über viele Jahre die Kontakte zwischen Brusque und Karlsdorf aufrecht. Vor allem Herbert Schlindwein hat durch seine Deutschlandbesuche die Kontakte erweitert und vertieft.


 

 

Für den 2003 verstorbenen Herbert nahm dessen Ehefrau Alice geb. Hörner die Ehrengabe der ACIC entgegen. Manfred Völker wurde von Valdir Riffel als Dank und Anerkennung eine Kristallglasplastik überreicht. Er schilderte in kurzen Worten die Geschichte der Funkverbindung und bedankte sich für die Ehrung.
 
Großartiger Festumzug
 
Ein farbenprächtiger Festumzug bildete den Rahmen für den offiziellen Akt der Vertragsunterzeichnung der Partnerschaft zwischen Karlsdorf-Neuthard und Guabiruba.
Der Historische Umzug war gleichzeitig auch Höhepunkt und Abschluss der 150-Jahr-Feierlichkeiten in Brusque und Guabiruba zur badischen Einwanderung. In vielen Szenen und Bildern und unter Beteiligung hunderter Guabirubenser wurden die 150 Jahre der Besiedlung und des Aufbaus eindrucksvoll dargestellt. Die badischen Einwanderer wurden symbolisch mit den Wappen der betroffenen Landkreisgemeinden und Vertretern typischer Ortsnamen geehrt. Im Rahmen der geschichtsbezogenen Darstellungen erinnerte der inzwischen 92-jährige Ervin Riffel beim Festzug in alter Uniform und mit militärischem Gruß vor der Tribüne der deutschen Delegation an die Auseinandersetzung deutschstämmiger Brasilianer mit Deutschen während des 2. WK in Italien. Der Karlsdorfer Heinrich Schlindwein und der Brasilianer Ervin Riffel waren – wie sich erst in den 80er Jahren herausstellte – in Italien Kriegsgegner bei den Gefechten am 516 m hohen, strategisch wichtigen Berg Monte Cassino. Einer der verlustreichsten Kämpfe des 2. Weltkriegs, bei dem sich vom 17. Januar bis 18. Mai 1944 80.000 Deutsche und 105.000 Alliierte aus vielen Ländern gegenüberstanden, kostete 20.000 deutschen und 12.000 alliierten Soldaten das Leben. In diesem Inferno monatelanger Bombardierungen und sinnlosen Sterbens standen sich auch Heinrich Schlindwein und Ervin Riffel gegenüber. Beide überlebten glücklicherweise und trafen erstmals 1987 bei einer bewegenden Zeremonie brasilianischer Veteranen zu Ehren des ehemaligen Kriegsgegners in Brusque zusammen. Es entwickelte sich eine herzliche Freundschaft.
Nichts konnte beim Umzug besser die letzten 70 Jahre symbolisieren: Krieg, Annäherung und Freundschaft – es liegt an der heutigen Generation, dafür zu sorgen, dass es so bleibt.


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